Lesepause - Buchreihe von Marion Hofmann
Und der Wind flüstert meinen Namen

Buch 7

Und der Wind flüstert meinen Namen

Taschenbuch
618 Seiten 
Format: B 14,8 cm x H 21 cm

Ursula Wennings Roman erzählt die zauberhafte Lebensgeschichte eines jungen Mädchens, das auf dem Weg zur Schamanin und der Suche nach ihrer wahren Identität nicht nur geistige Wahrheiten findet, sondern auch die Liebe ihres Lebens. Tiefe Heilung und Bewusstheit erfährt die junge Sierra auf ihrer Suche nach Wahrheit und Erkenntnis nachdem sie alles auf eine Karte setzte und ihre Pflegefamilie verließ  - hinein ins Ungewisse und Unbekannte. Sie findet ihre indianischen Wurzeln in der Ausbildung zur schamanischen Heilerin und ihrem Mentor Thunder, der auf einem naturbelassenen Plateau in New Mexico lebt. Begleiten Sie Sierra auf ihre Reise - die in den 90er Jahren stattfindet - und erleben Sie mit ihr die transformative Kraft einer Geschichte, die die Kräfte der Natur, die Kräfte der Frau, des Herzens und der Liebe feiert. Obwohl diese Geschichte fiktiv ist, enthält sie durchaus erlebte, wahre Elemente einer erweiterten Realität. Tauchen Sie ein und lassen Sie sich von Sierras Abenteuer inspirieren.

Autorin: Ursula Wenning


In den 90er Jahren eröffnete sich für die Autorin Ursula Wenning eine neue Welt, als sich nach ihrer Heilpraktikerausbildung und vor allem nach einer indianischen Schwitzhütte spirituelle Türen und Wahrnehmungen für sie öffneten. Sie stellte fest, dass das Leben weit mehr ist, als bisher geglaubt und dass innerhalb und außerhalb der gewohnten Realität, ein unendliches magisches Abenteuer auf den wartet, der bereit ist, mehr zu entdecken. Auf mehreren Amerika-Reisen erinnerte sie sich an ihre schamanischen Wurzeln und ließ diese im Laufe der Jahre mit weiteren Erkenntnissen und Ausbildungen tiefer wachsen. Sowohl die damaligen Erfahrungen auf dem spirituellen Pfad als auch ihre Reisen inspirierten sie zu dem Abenteuer ihrer Roman-Helden, die den Leser/die Leserin auf eine innere Reise hinter den gewohnten Horizont einlädt.

Ursula Wenning lebt und arbeitet heute in Baden-Baden als Coach für persönliche und spirituelle Quantensprünge, persönliche Realitätsgestaltung und als Practitioner der Hawaiianischen Körperarbeit.

E-Mail: mail@ursula-wenning.de

Leseprobe

1. Zyklus
Morgendämmerung

 
   Der Adler fliegt hoch über mir in der Luft, umkreist mich langsam mit eleganten, achtförmigen Bewegungen. Klein, winzig klein muss ich ihm wohl aus seiner schwindelnden Höhe vorkommen. Ich beobachte, wie er näher kommt, an Höhe verliert. Deutlich, gestochen scharf sehe ich diesen riesigen Vogel, dessen dichtes Federkleid sich im Windhauch seines Fluges bewegt. Jede einzelne Feder seiner ausgebreiteten Schwingen vibriert, während sein majestätischer Kopf  bewegungslos die Balance hält. Ein scharfer, durchdringender Blick seiner runden Augen lässt meinen gesamten Körper erschauern in der Gewissheit, dass er mich anhören wird.  
   „Ich will frei sein!! Frei, wie du es bist, frei und wild! Adler ... Adler, zeige mir den Weg!“ Aus den Tiefen meines Herzens erschallt voller Sehnsucht dieser Schrei, den ich kaum als meine eigene Stimme erkenne. Meine Knie geben nach. Ich breche auf der roten Erde zusammen und beobachte vor mir die dunkelroten Flecken, die durch meine tropfenden, heißen Tränen entstehen, die auf sie fallen. Meine Hände greifen in den roten feuchten Sand, als wäre er der rettende Strohhalm, bevor ich im Fluss meiner Tränen ertrinke. Warm und pulsierend spüre ich die weiche Erde unter mir, pulsierend im Rhythmus meines eigenen Herzens, das in meiner Brust schmerzt, als wolle es bersten.
    Der gellende Ruf des Adlers lässt mich ihm mein tränenüberströmtes Gesicht emporheben. Seine Antwort lässt meinen keuchenden Atem einen kurzen Moment innehalten. Ein zweiter Schrei erschallt. „Er hört mich! Er hat mich wirklich gehört“, denke ich glücklich. Ein starker Wind kommt hinter mir auf, als wollte er mich aufrichten. Ich erhebe mich und strecke meine Arme dem Adler entgegen, der geradewegs aus der Sonne zu fliegen scheint ... direkt auf mich zu ... direkt auf mich zu. Mit seiner schier unendlichen Kraft stürzt er sich mir entgegen.
    „Wie riesig er ist“, denke ich, „wie wunderschön.“ Fasziniert beobachte ich die weichen Flaumfedern an seinen kräftigen Beinen mit den scharfen, gebogenen Krallen. Ich versenke meinen Blick in seine goldfarbenen Augen, die mich scharf und wach fixieren, spüre den Windhauch seiner Schwingen. Nun lache ich ihm entgegen, während salzige Tränen wie ein dünnes Rinnsal weiter über mein Gesicht fließen. Er fliegt über mich hinweg, so nah, dass seine Krallen beinahe mein Haar streifen. Ich wende den Kopf und sehe, wie er hinter mir seine Flugrichtung abrupt wieder ändert und mit kräftigen Flügelschlägen auf mich zustürzt. Ein kurzer Stoß und ich spüre seine Krallen an meinem Rücken. Kraftvoll, doch nicht schmerzhaft, reißt er mich mit sich in die Höhe. Vor Glück stoße ich einen lauten Schrei aus, der sich mit dem Schrei des Adlers vereint, während er mit mir mitten in die Sonne hinein fliegt.
    „Sierra, hey, Sierra, wach auf!“
    Eine rüttelnde, kleine Hand an meiner Schulter riss mich unsanft aus meinem Traum. Cynthias kleines, besorgtes Kindergesicht war in der Dunkelheit kaum zu erkennen. Nur ihre kurzen blonden Haare leuchteten in dem hellen Mondlicht auf, das durch das geöffnete Fenster unseres Zimmers hereinflutete. Es war noch mitten in der Nacht. ...
„Ich kann kein Buch wie Shakespeare schreiben, aber ich kann mein eigenes schreiben.“

Sir Walter Raleigh (1552-1618)